In den Innenraum des Orlojs führt eine kleine Eisentür, zu allen seinen Stockwerken, zum kalendarischen, zum astronomischen, zum chronometrischen und zum obersten mit den Aposteln. Es ist ein enger und niedriger Eingang, es ist aber nicht verkehrt, wenn sich der Besucher unwillkürlich beugen muss. Alle Teile des Orlojs verdienen diese Hochachtung.
Um den Turm gaben es ab dem Jahr 1510 kleine Krämerläden, wie es auf den zeitgenössischen Bildern zu sehen ist. Sie wurden im Jahr 1838 zugemacht, auch wenn die Erhöhung der Gemeindeeinnahmen aus deren Vermietung sicherlich willkommen war. Der Eingang zum Orloj gab es aus der Rathauskapelle, in den Raum, wo sich heutzutage die Apostel befinden. Der derzeitige Eingang in den Orloj ist aus der späteren Zeit (1882), als das ganze Rathaus repariert wurde und der Orloj während der Bauarbeiten stand. Wir müssen betonen, dass es über das ursprüngliche Orlojs Werk verhältnismäßig genügend Informationen gibt. Erhalten geblieben sind die geschmiedeten Grundteile - vor allem die drei Zeigeräder, Teile des Schlagwerkes und der Rahmenkonstruktion. Die Beschreibung aus dem 16. Jh. von J. Taborsky ist über den technischen Stand des Orlojs und den durchgeführten Reparaturen genügend aussagefähig, und falls wir voraussetzen, dass sich dieses Werk bis zu den von Jan Rùže am Ende des 15. Jh. durchgeführten Änderungen nicht grundsätzlich änderte, so traf sich gerade Taborsky noch mit dem ursprünglichen Werk. Die getrennt angezogenen einzelnen Werke sind in dem ursprünglichen, geschmiedeten Rahmen gelagert. Heute sind die Gewichte von elektrischen Motoren und Ketten mit automatischem Anzug gesteuert. Die Gewichte bewegen sich in einem Stockwerk darunter, in dem Raum hinter der Kalenderplatte. Noch in den Zeiten von V. Rosický gab es bei einzelnen Werken Trommeln mit Seilen und sie wurden manuell angezogen. Wir veröffentlichen die zeitgenössische Fotografie des Werkinneres zusammen mit einer Zeichnung von der Seite und der Werkfotografie vor der Rekonstruktion.
Das Zeige-, Haupt- und in der heutigen Terminologie Gehwerk, führt drei Zeiger auf dem astronomischen Zifferblatt. Genau dieses Werk sperrt weitere Werke auf, das Schlag- und Glockenwerk mit dem Werk der Apostel und die Steuerung der Kalenderplatte. Es entriegelt sie in den gegebenen Intervallen, sog. lässt aus und sie führen die festgelegte Aktion durch und am Ende verriegeln sie sich mechanisch. Sie warten auf das nächste Impuls vom Hauptwerk. Seit dem Jahr 1865 wird dieses Werk vom getrennten Uhrwerk gesteuert und führt jede Minute einen Schritt durch, das Prinzip ist detailliert im Kapitel über Božek Chronometer beschrieben.
Im Raum dieser Werke befindet sich ein neuzeitliches Werk des Vierundzwanzigers, aber dieses ist unabhängig und mit den historischen Werken nicht verbunden. Näheres auch im besonderen Kapitel.
Das Herz des Gehwerkes sind drei geschmiedeten Zahnräder für den Gang der Sonne, des Mondes und des Tierkreises. Das Sonnenrad macht eine Umdrehung pro Tag (Sonnentag), hat 366 Zähne. Das Ekliptikrad hat 365 Zähne, macht auch eine Umdrehung pro Tag (Sterntag), geht also unwesentlich schneller und der Unterschied von einem Zahn führt dazu, dass die Differenz der Umläufe zwischen der Sonne und dem Tierkreis in einem Jahr einen Tag beträgt. Die Sonne geht so in einem Jahr durch alle Zeichnen auf dem Tierkreisring hindurch und kann anzeigen, in welchem Zeichen sich der aktuelle Tag im Jahr befindet.
Das dritte geschmiedete Rad ist das Mondrad. Auf dem Orloj hat es 379 Zähne. Der Mond hat auf dem Himmel seinen eigenen Zyklus und der ist auf den Erdumlauf bezogen, wenn sich alle seine Phasen abwechseln, was ca. 29,1 Tage sind. Zur Sonne hat er auch einen Bezug, weil eben ihre unterschiedliche Umlaufgeschwindigkeit die Mondphasen verursacht. Beim Vollmond scheint der Mond auf dem Nachthimmel mit dem von der Sonne reflektierenden Licht - sie sind sich gegenüber in der sog. Opposition, beim Neumond ist er nicht zu sehen, weil er sich auf dem Himmel am Tag bewegt und die Sonne überstrahlt ihn. Genau gesagt ist er ab und zu zu sehen, aber nur beim Sonnenfinsternis.
Der Gang des Sonnensymbols auf dem Kreis des Tierkreises ist mit dem Verhältnis der Radzähne eindeutig gelöst, das Mondrad mit seinen 379 Zähnen ist zu ihnen in keinem idealen Verhältnis. Es kann auch nicht werden, weil es eine unvollendete Anzahl der Zähne haben müsste und das ist ein technischer Unsinn. So beträgt die Differenz des Mondsymbols zu der Realität am Himmel ungefähr einen Tag pro Vierteljahr. Es musste also öfters eingestellt werden, was kein großes Problem war, weil die Einstellung des ganzes Werkes die Hauptbeschäftigung des Orloj-Bedieners war und es kann gesagt werden, dass er jeden Tag beim Werk war. Wie der Taborsky schreibt (1570): „ ... Der Mond kann sich nicht so ganz ausrichten, denn seine Zähne am Rad können sich nicht zu den Graden des Zodiakus und dem Fortgang des Mondes am Himmel ausrichten.... wenn er sich nicht ausrichtet, muss du ihm mit den Händen aushelfen..“ Das Verhältnis der Zähne einzelner Räder 365: 366 : 379 war der passendste Kompromiss für die auf dem Orloj angezeigten Umläufe.
Wir können mit den Mathematikern theoretisieren und mit der Vervielfältigung der Anzahl der Zähne an allen Rädern arbeiten, beispielsweise sechs Mal. In diesem Fall wäre das Verhältnis der Anzahl der Zähne 2190: 2196 : 2274. Die Änderung der Anzahl der Zähne am Mondrad um einen Zahn würde dann zu einer erheblichen Verbesserung der Genauigkeit führen, der Fehler eines Tages würde dann ungefähr ein Mal in acht Jahren auftreten. Aber die Höhe der Zähne beim Einhalten des derzeitigen Durchmessers (116 cm) müsste dann ca. 0,25 cm betragen und das ist ein Maß, mit dem auch die derzeitige Feinmechanik Probleme hätte (gerechnet von Dr. Zdislav Šíma). Außerdem würden die Ritzel über die kleinen Zähne ganz unkontrolliert überspringen. Wir sollen uns also mit der Anzahl der Zähne, so wie sie vor sechshundert Jahren unsere Vorfahren anfertigten, abfinden und erinnern wir uns wieder zusammen mit Taborsky, dass :“ ... du ihm mit den Händen aushelfen muss..“ Das Problem mit der Ungenauigkeit beim Gang des Mondes wurde bei den zusätzlichen Reparaturen im Jahr 1866 gelöst (erst nach dem feierlichen Beginn, siehe das Kapitel Historie) und detailliert beschreibt den Mechanismus V. Rosický. Das differentiale Korrekturwerk für den Mond entwarf und in seiner Fabrik anfertigte Èenìk V. Danìk, die Übersetzung berechnete der Professor an der Polytechnik Gustav Schmidt. Weil es auf dem Orloj bis heute befindet, können wir es auf einer Fotografie zeigen. Der Gang der Übersetzung ist von der ursprünglichen Ritzel abgeleitet, er fährt über Zahnräder und über eine neue, unterliegende Ritzel als über eine Weiche zum Mondrad zurück. Das ist an der ursprünglichen Achse los und das weitere Rad des Korrekturwerkes fällt in es ein. Auch diese Übersetzung ist nicht ganz genau (es war nicht möglich, größere Räder einzulegen), aber der Fehler ist deutlich kleiner geworden.
Alle drei geschmiedeten Haupträder haben den gleichen Durchmesser, 116 cm mit ca. 1,2 cm hohen, vorgeschmiedeten und gefeilten Zähnen mit dreieckigen Profil, die Details der Verarbeitung der Räder finden sie gesondert im Kapitel ( Lob des Schmiedhandwerks), die Genauigkeit von einem Millimeter war in der Zeit der Schmiede nicht aktuell. Vom Anfang an waren sie an einer gemeinsamen Achse befestigt, was bedeutete, eine Achse für den Tierkreis anzufertigen und um sie zwei weitere Hohlwellen. Aus dem Inneren des Werkes wurden so an das Zifferblatt drei gleichmittige Bewegungen herausgeführt und das ist eine von den Konstruktionsmerkwürdigkeiten des Prager Orlojs. Die derzeitigen Hohlwellen und Achsen sind nicht ursprünglich, sie wurden mit der Technologie des 19. Jahrhunderts angefertigt. Die Räder waren von einer gemeinsamen Ritzel angetrieben. Für die Richtigkeit führen wir noch auf, dass an das astronomische Zifferblatt vier gleichmittige Bewegungen herausgeführt werden, es ist zusätzlich noch der neuzeitige Mechanismus des Vierundzwanzigers (eigenes Kapitel). Der ist aber nicht mit dem historischen Werk verbunden.
Das Rad des Tierkreises hat ein asymmetrisches und markantes Element: bei einem Strahl am Umfang hat es mächtiges Bleigewicht mit mechanischen Spuren, das an das Auswuchten einer Autorades erinnert. Das ist deshalb, dass das Rad den Tierkreisring auf dem astronomischen Zifferblatt trägt, das exzentrisch befestigt ist. Das Gewicht an dem Innenrad wuchtet so den Außenring aus.
Bei der Reparatur 1865 wurde es eng im Käfig, es wurden das Glockenwerk für die Auslassung der Engel und weitere Mechanismen geändert, beispielsweise die Steuerung der Auslassung des Gehwerkes vom Chronometer. Das Apostelwerk wird einmal pro Stunde für etwa Halbminute in Drehung versetzt. Beim Werk gibt es drei Windrädchen und ein weiteres, kleines, ist beim Chronometer.
Das Sonnenrad trägt auf einer Seite 24 Stifte. Sie sind für die Steuerung des Werkes für die Auslassung der Kalenderplatte im Stockwerk unter de Hauptwerk bestimmt. Die Steuerung geschieht mittels Litzen.
Es muss nur alle vier Jahre an das Wechseljahr gedacht werden und für einen Tag die Steuerungslitze abzukuppeln. Das Kalenderrad wird an der Achse mit einem Gewicht ausgewuchtet. Am Rad sind unregelmäßig platzierte Stifte zu sehen, heutzutage nicht mehr funktionstüchtig, die für das Anfahren des Vorschubs des Vierundzwanzigers bestimmt waren. Es muss nur alle vier Jahre an das Wechseljahr gedacht werden und für einen Tag die Steuerungslitze abzukuppeln. Das Kalenderrad wird an der Achse mit einem Gewicht ausgewuchtet. Am Rad sind unregelmäßig platzierte Stifte zu sehen, heutzutage nicht mehr funktionstüchtig, die für das Anfahren des Vorschubs des Vierundzwanzigers bestimmt waren. Der Mechanismus war im Jahr 1865 angefertigt und näher schreiben wir über ihn im besonderen Kapitel. Der Vorschub des Kalenderrads, abgeleitet vom Gang des Sonnenrads, war verhältnismäßig einfach lösbar schon in den Zeiten der Änderungen von Jan Rùže (1490). Wahrscheinlich wollte ihn bereits er einführen, aber dazu kam er nicht und die Platte wurde jeden Tag manuell geschoben. Er wurde erst von Taborsky im Jahr 1566 automatisiert, wie er darüber in seinem Bericht schreibt. Dies war auch in seinem Interesse, sich die Arbeit zu erleichtern, weil er sonst jeden Tag auf den Orloj gehen musste. Taborsky verbesserte den Orloj über zwanzig Jahre (bis zum Jahr 1572) und überließ ihn seinen Nachfolgern im vollautomatisierten Zustand, selbstverständlich zeitgemäß. Für die Bewegung der Apostel wurde bei der Reparatur 1864-65 die Glockeneinrichtung angepasst, aber so, dass die Grundstruktur des Orlojs damit nicht betroffen war. Die ganze Einrichtung arbeitet so, dass sich bei der Auslassung der Apostel und ihrer Bewegung auf zwei Drehplatten (sechs Arme auf Heptagon, das Siebeneck) auch gleichzeitig die vier beweglichen Statuen bewegen; der Sensenmann klingelt mit der Glocke und nach dem Ende der Vorstellung (40 Sekunden) werden die Stunden an der Zimbel geschlagen. Die Übertragung in das obere Stockwerk mit Aposteln läuft über das Kettenrad, das aus dem Käfiggrundriss ausgerückt ist.
Zum Schluss erinnern wir noch das Werk, das auf dem Orloj nicht mehr ist, die erste Uhr. Irgendwann im 13. Jahrhundert entstand ein Mechanismus zum regelmäßigen Schrittvorschub, "lihýø". Das System besteht aus einer horizontal platzierten, meistens eckigen Stange in Form eines Lineals, mit zwei verschiebbaren Gewichten an den Armen. Sie bewegt sich um eine vertikale Achse, was eine weitere, mit ihr fest verbundene Stange ist. Die vertikale Stange hat zwei Schaufeln, die abwechselnd mit wie "verkrümmten" Zähnen weggeschoben werden, die an der Seite des Eisenrings, des "lihýø"-Rads, geschmiedet sind. Dies wird auf der üblichen Weise angetrieben, mittels einer Trommel mit Seil und Gewicht. Bei den alten Uhren gab es meistens steinerne Gewichte. Bei den Pendelschlägen in die Randpositionen kommt das "lihýø"-Rad geringfügig zurück, es tut so die Spindel- und auch Rückbewegung. Durch das Verschieben der zwei Gewichte an den horizontalen Armen wird der Gang des ganzen Systems verlangsamt oder beschleunigt. Die Rückbewegung ist die Ursache der Ungenauigkeiten, die ersten Uhren mit diesem System hatten üblicherweise auch einen Fehler von Halber Stunde pro Tag. Wer den Schritt mit dem "lihýø" erfand, ist nicht bekannt. Aber bis zur Verwendung des Pendels (Pendelgesetz Galileo Galilei im Jahr 1637, in der Uhrmacherpraxis Christian Huygens, 1656) was dies die einzige Möglichkeit, wie bei den Räderwerken die Bewegung gleichmäßig und langsam, ein Zahn nach dem anderen, auszulassen.
Uhren mit dem ursprünglichen "lihýø"-Mechanismus sind heute sehr selten. Viele von ihnen wurden später an einen Pendeloszillator umgestellt. Schade, dass der Taborsky das Pendel noch nicht kennen konnte. In einem anderen Kapitel schreiben wir über J. Prokeš, der sich in der Hälfte des 19. Jahrhunderts um die Reparatur des Orlojs bewarb, aber wir wissen nicht, ob er das ursprüngliche Werk mit "lihýø" erhalten oder ersetzen wollte. Die ursprüngliche Uhr war so auf dem Prager Orloj bis zu der großen Reparatur in Jahren 1864-1865, als über ihre Ersetzung durch ein modernes Chronometer von R. Božek entschieden wurde. Es ist zum Haupt-Gehwerk geworden und steuert den Gang des Orlojs. Das ist schon eine weitere Entwicklungsetappe, wir widmen ihr ein gesondertes Kapitel.