Mit der Besichtigung beginnen wir von den höchsten Sphären. Hier dominiert der Hahn. Er ist ein sehr altes Symbol für Mut und Wachsamkeit, er begrüßt den neuen Tag und die Sonne. In den Sagen flüchten bei seinem ersten Morgenschrei die Geiste und Teufel. Er ist die übliche Ergänzung von Orlojs, Kirchentürmen, Interieur-Uhren, wird stets in den Höhen platziert. Auf dem Prager Orloj ist er erst seit dem Jahr 1883. Sollte er als Schutzverstärkung gedacht werden, dann hat er sich in dem nächsten Jahrhundert bestimmt bewahrt.
Auf dem Vordach, nicht weit vom Hahn befinden sich auf den ersten Weitblick zwei kleine Drachen, symmetrisch links - rechts. Die Details sind mit dem Fernglas oder mit einem langen Teleobjektiv zu sehen und dann identifizieren wir zwei Basilisken. Der Basilisk hat einen Vogelschnabel, zwei Flügeln und den Leib einer Schlange. Wellenartiger Blechrand des Vordachs evoziert die Schwanzverlängerung. Er hat auch den Titel des Schlangenkönigs. Er ist ein gefährliches Wesen, mit seinem Blick kann er die Versteinerung von Menschen, Tieren und Pflanzen herbeiführen. Die von Prag beobachten offenbar, ob irgendeiner Schädling nicht an ihnen vorbei fliegen würde. Seltsam ist es, dass sie sich in der Nähe vom Hahn befinden, vor dem sich die Basilisken fürchten. Der steinerne Engel ist auch dort, wo er sein sollte. Als der Bote Gottes ist er auch in den oberen Sphären, mit Flügeln, mit der heutzutage nicht mehr lesbaren Botschaft auf dem wehenden Streifen. Die christlichen Engel vererbten die Schwanenflügel von der antischen Siegesgöttin Nike. Auf dem Orloj ist es die älteste Statue, später wurde sie von einer Holzstatue neben der Kalendersphäre ergänzt, von dem Bewacher der heiligen Stadt und dem Kämpfer mit den Drachen, den dunklen Mächten und Ungerechtigkeiten, dem Erzengel Michael. Das ist ein sehr starker Schutz. Die Erzengel sind den normalen Engel vorgesetzt und es gibt vier davon, obwohl es ursprünglich mehr gab.
Die Angelologie, die Lehre über die Engel, ist sehr umfangreich und deshalb bitten wir den Interessenten um weitere Details, sich an andere Quellen zu wenden. Ebenso über die gefallenen Engel, also über die Dämonen. Mit denen beschäftigt sich die Dämonologie.
In der Nähe vom Engel, aber versteckt unter dem Sims, sehen wir einen Streifen, vielleicht eine Papierrolle mit einem unbekannten Text, vielleicht die Stilisierung der Schlange. Wir werden nicht spekulieren.
Die obere Engelsstatue ist eines von vielen Werken aus der Parler-Hütte, die in Prag bis zum Jahr 1356 über sechzig Jahre aktiv war, bis zu den Hussitenkriege. Peter Parler suchte sich bereits der Kaiser Karl IV. aus und hat bei uns ein besonderes Kapitel. Er hat die Stellung eines Hüttenmeisters, obwohl sein Name auf französisch - parleur - etwas wie der Sprecher, der Polier bedeutet, in der heutigen Bedeutung ein Bauleiter. In Prag war der P. Parler vom ersten Moment aus ein Meister. Die mittelalterliche Bauhütte war eine streng organisierte mittelalterliche Vereinigung von Steinmetzen. Sie unterlagen nicht den örtlichen Zünften, hatten unter sich eigene Rituale, sowohl bei der Annahme von neuen Mitgliedern als auch bei der Arbeit. Sie hielten den Grundsatz ein, dass die Erfahrungen ausnahmslos nur mündlich weitergegeben wurden. Die ausschließliche Stellung gab ihnen die Position einer geheimen Vereinigung, von ihnen - den Maurern, den Kathedralenbaumeistern - stammt die spätere Benennung der geheimen Bruderschaften, der Freimaurer. Die Bauhütten sind als Organisationen allmählich untergegangen, weil die Nachfrage nach Kathedralen kleiner wurde.