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Die Symbolik der Vergangenheit - der untere Orlojs Teil

Im Vergleich zu den mystischen Symbolen der Verzierung um das Astrolab erscheint der Umkreis um das Kalendariums als die idyllische Behaglichkeit. Sie ist genau abgetrennt, nicht nur optisch durch die Laufbrücke für den Orloj-Bediener. Sie ist voll mit vegetativen Motiven und Lebenssymbolen. pták Die Weinrebe umschlingt ununterbrochen den ganzen Kreis des Kalenderrades. Bereits die alten Sumerer hielten den Wein für das Gottesgetränk, das von den weltlichen Sorgen befreit, die Freude, das Jugendalter und das ewige Leben bringt. vinná réva Der antische Kult des Dionyos ( oder auch Bacchus) sei uns ein Beispiel. Gott sei dank, dass sich in diesem Sinne in unserer Gegend bis heute nichts änderte. Dicht unter der Laufbrücke bewegen sich dann in den Ästen ein Affe und ein Vogel mit langem Hals und aufgespannten Flügeln. Es könnte der Phönix sein, der Feuervogel, ein Symbol der Ewigkeit, des Kreislaufes der Erneuerung und der Wiedergeburt. Er wurde von allen alten Zivilisationen verehrt. . Er geht im Feuer zugrunde, in dem er ganz verbrennt, aber unmittelbar darauf wird aus der Asche ein neuer Vogel geboren. Die Dauer seines Lebens unterscheidet sich, von fünf Hundert Jahren bis zu 26 Tausend Jahren, was ein Intervall des Platonsjahres ist. Nach dieser Zeit kommen aufgrund der Präzession der Erdachse die astronomischen Körper in ihre Ausgangsposition zurück. Als ob er in den eisernen Ästen einen Dialog mit dem Affen führen würde. In der Antik war er ein Haustier, gelehrig und geschickt. Im Mittelalter ist er zum Symbol der Sünde, der Habgier und zur Verkörperung des Teufels geworden. Die Fortsetzung der vegetativen Motive, aber in einer ungewöhnlich verflochten und plastischen Ausführung befindet sich unter dem Eingang zu der Laufbrücke und auch um die Tür. In den Ästen, zwischen den Blättern und Früchten sind Vögel und auch der Waldkobold zu erkennen.

gotika gotika
trpaslík vegetace vegetace

Die drei Orloj-Etagen haben seitlich ein eigenes Stützsystem. Dieses hat vor allem die dekorative Funktion, weil der ganze Orloj an die Turmwand angebaut ist. Er kann seine Schöpfer, die Bauer der gotischen Kathedralen, nicht verleugnen.

kamenik kamenik

Die auf den ersten Blick unterschiedliche Erfassung der Verzierung unterstützt die Version, dass der Orloj in zwei Gotik-Etappen entstanden ist: die um das Astrolab in der älteren, die vom Parler, bis zum Jahr 1410 und die um das Kalendarium in der späteren, die vom Vladislav, um das Jahr 1490. Näheres in den Kapiteln über die Historie.

Das Kalendarium, aber optisch den ganzen Orloj, unterstützen zwei Figuren der mittelalterlichen Steinmetzen. Das Gewand deutet ihre unterschiedliche gesellschaftliche Stellung an, vielleicht ein Meister und ein Geselle. Der eine ohne den anderen würden aber die Kathedrale nie bauen können. Es sind markante Plastiken, platziert ganz unten auf dem Orloj und so sind sie am bestens zu sehen. Wahrscheinlich die stilisierten Orloj-Schöpfer, auch wenn manchmal auch Schläfer genannt, im Detail sind ihre Augen nicht geschlossen. Auch sie sind nicht einsam, obwohl sie sich unachtsam stellen, als ob sie die Umgebung nicht interessieren würde. In einer dunklen Höhle auf der Westseite, wo nie das Sonnenlicht durchdringt, ist die Plastik einer Eule. In der Altzeit war sie ein Symbol der Nacht, aber auch der Weisheit und des Verstandes. Zu dieser Bedeutung komm sie erst in der Gegenwart wieder zurück, beispielsweise an den Universitäten. Das Mittelalter hielt sie für das Symbol des Beharrens im Dunklen, in der Religionslosigkeit.

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An der schmalen Flanke dieses mythischen Baus befinden sich zwei kleine Plastiken, die einzigen so isoliert platzierte. Als ob sie mit den rastenden Steinmetzen zusammenhängen würden. Auf der Ostseite ist der erwachende Vogel, heutzutage ohne Kopf und auf der Westseite das stumme Gesicht, das Gesicht ohne Mund. Die schweigsamen Zeugen aus dem fünfzehnten Jahrhundert, aus der Zeit, die wir heute als das Mittelalter bezeichnen. Wie wird wohl unsere Zeit in einigen Jahrhunderten bezeichnet?

Text und Foto: Stan. Marušák

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