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Mechanismus des Vierundzwanzigers

Eigentliches Zifferblatt Rúzné 24 hodinové ciferníky

Der Begriff Vierundzwanziger bezieht sich zum Zifferblatt, welches am Umfang 24 Ziffern hat, was mit der Stundenanzahl eines Sonnentags übereinstimmt. Deshalb reicht den Zeituhren nur ein Zeiger. Die tschechischen, mittelalterlichen Uhren konnten ähnlich aussehen, wie die am Rathaus in Tabor. Die Ziffern sind allerdings aus der historisierenden, neugotischen Änderung aus dem Jahr 1878. Lassen wir uns aber nicht durch die Uhr an dem Bischofsdom in Havlíèkuv Brod (ehemals Deutschbrod) beirren.  Dort hat sie zwei Zifferblätter und eins davon hat auch einen Vierundzwanziger (1929), aber mit zwei Zeigern. Beide Zifferblätter zeigen aber die gleiche Zeit. Bemerkenswert ist auch das, wo die einzelnen Zifferblätter die 24. Stunde haben.

Das Mittelalter benutzte die römische Nummerierung etwa so, wie sie bis heute im italienischen Venedig benutzt wird, die arabischen Nummern kannte Europa noch nicht. In Tschechien kamen sie erst im Laufe des 15. Jahrhunderts zum Gebrauch. Die arabischen Originalnummern sehen selbstverständlich ganz anders aus, aber sie kommen aus dem Dezimalsystem, d.h. 0-9.

ciferník ètyøiadvacetníkuCiferník ètyøiadvacetníku.

Die Ziffern auf dem Prager Vierundzwanziger sind eine spätere Konstruktion im Stil der gotischen geknickten Schrift, der tschechischen Bastarda, die auf dem Hof des Kaisers Karl IV. benutzt wurde. Mit dieser Schrift wurden auch die ersten Bücher gedruckt. In den weiteren historischen Perioden kehrte auch die Schriftform zu den römischen Wurzeln zurück. Die Kapitalschrift von den römischen, monumentalen Säulen ist zweitausend Jahre alt und auch heutzutage ist sie eine wunderschön ausgeglichene Schriftart. So dass wir heutzutage mit der Lateinschrift schreiben und dazu die arabischen Ziffern haben.

Dieses Kapitel beschreibt den Mechanismus für die Einstellung der alttschechischen Zeit vom Inneren des Orlojs. Detailliert schreiben wir über die alttschechische Zeit auch im Kapitel über Astrolab, also über den Außenblick auf den Prager Orloj. Erinnern wir noch daran, dass der alttschechische Tag beim Sonnenuntergang endete und begann. Da zeigte die Uhr 24 und auch 0 Uhr.

Zu Problemen kam es in dem Moment, als auf dem Zifferblatt die römischen Ziffern der deutschen Zeit erschienen, sog. Halb-Orloj, die Halbuhr und Aufteilung des Zifferblatts auf 2 x 12 Ziffern. Die deutsche Zeit wurde gleichlaufend mit dem alttschechischen (damals freilich nur tschechischen) ab den Zeiten des Königs Ferdinand I. (1547) benutzt und zu ihrer Einführung auf dem Orloj bekennt sich J. Taborsky, der ab dem Jahr 1552 Orloj-Bediener war. Er zeichnete auf die Platte die Kurve des Sonnenuntergangs auf, die Tagesfläche malte er blau aus und das goldene Händchen begann, beide Zeiten zu zeigen. Vom Gang des Kalendariums trug er die Pendelbewegung an den Ring des Vierundzwanzigers über. So mechanisierte er das ganze Werk des Orlojs.


Derzeitiger Zustand

Wir beginnen historisch unüblich beim derzeitigen Werk, das am Orloj heutzutage installiert ist. Es wurde im Jahr 1957 von F. Kadeøávek und Doc. E. Procházka aus der Tschechischen Technischen Universität und Dr. Z. Horský berechnet und konstruiert. Es ist der jüngste Mechanismus auf dem Orloj. Er ist überwiegend aus Leichtmetallen hergestellt und so wird bei ihm die eiserne und technische Schönheit der Teile aus den vergangenen Jahrhunderten vermisst, er ist aber rein funktionell und sehr genau. Er ist fast komplett hinter dem Werk des Orlojs versteckt und aus einem schrägen Blick ist er sehr schwer zu begreifen. Das Werk hat sieben Zahnräder. Die Nockenwelle mit den Kalendertagen wird vom Rad der Rolle kopiert, die mit dem Zahnsegment verbunden ist. Über einen Flansch ist das Segment um die Achse des astronomischen Zifferblatts so befestigt, dass es weder in andere Werke noch in andere Teile eingreifen würde. Das Segment steuert dann die Zahnräder.  Die Bewegung dieser Übertragung ist aus dem Orloj mit dem höchsten und auch dem kleinsten Rädchen herausgeführt.

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Die Form des Zahnsegments zeigt, unter welchem Winkel sich das Zifferblatt des Vierundzwanzigers im Jahresverlauf bewegt, es sind ungefähr 60°. Wenn sich die Sonne auf den Stellungen der Wendekreise befindet, am höchsten im Sommer im Krebs und am niedrigsten im Winter im Steinbock, verlangsamt die ganze Gruppe wesentlich ihre Ganggeschwindigkeit und kehrt dann zurück. Das, dass die Übertragung ihre Richtung ändert und dreht sich rückwärts, stellt die Form der bereits erwähnten Nockenwelle sicher. Der ganze Mechanismus hat ein eigenes Uhrwerk.

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Das kleinste Rädchen des Innenmechanismus führt die Bewegung vor den Orloj heraus und hat die Funktion eines Ritzels. Es greift in die Innenverzahnung des Kreisrings des Vierundzwanzigers im höchsten Kreispunkt ein. Der Ring hat den größten Durchmesser am Orloj, volle 300 cm bei einer Breite von 20 cm. Die Seitenrollen tragen das ganze Gewicht des Vierundzwanzigers, an den Seiten und unten wird er dann von insgesamt drei Sicherungslaschen festgehalten. Dieses Prinzip wurde auch beim früheren Mechanismus benutzt.

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Das Gewicht des Vierundzwanzigers ist ziemlich groß und so sind auch groß die Widerstände in seiner ganzen Drehmechanik. Das Zahnsegment, mit dem den Umfang der Nockenwelle kopierenden Rad, muss deshalb ausreichend beschwert werden, damit es in der Periode vom Winter- bis zum Sommerwendekreis durch das Eigengewicht ständig an den Umfang der Nockenwelle anliegen würde und so den Vierundzwanziger  kontinuierlich über die ganzen sechs Monate um 62,5 Grade nach rechts drehte. Für dieses Halbjahr ist es nur dieses Gewicht, das den Vierundzwanziger dreht. In der Periode vom Sommer- bis zum Winterwendekreis entsteht aber eine umgekehrte Situation und das Werk, das die Nockenwelle umdreht, muss außer der Reibung auch das Gewicht des beschwerten Segments überwinden, das von der Nockenwelle jetzt gehoben wird. Das verlangt außer einem starken Werk, das die Drehbewegung der Nockenwelle antreibt, noch nach einem zusätzlichen, linken Werk, das der Nockenwelle das Drehmoment in der Richtung ihrer Bewegung gibt. Das mit der Nockenwelle drehende Werk, platziert an der Wand rechts, wird jede Minute, zusammen mit dem Hauptwerk des Orlojs, vom Chronometer in Gang gesetzt. Die lange Verbindungswelle am Ausgang aus diesem Werk dreht sich mit einer Geschwindigkeit von einer Umdrehung in 5 Tagen und auf der anderen Seite ist sie mittels der Übersetzung 73:1 mit der Nockenwelle verbunden.

Bei der Reparatur im Jahr 1948, nach dem 2. Weltkrieg, wurde der Vierundzwanziger nicht in Betrieb genommen. Das Zifferblatt bewegte sich nicht und ist in der Position 12 oben und 24 unten stehen geblieben. Die Funktion des Andrehens des Vierundzwanzigers und damit auch die Indikation der alttschechischen Zeit wurde erst durch die Installation dieses neuen Mechanismus im Jahr 1957 erneuert.


Werk aus dem Jahr 1865

Das Werk aus dem Jahr 1865 beschreibt V. Rosický mittels seiner Zeichnungen im Buch aus dem Jahr 1923 (vor dem Zifferblatt sind weitere Werke des Orlojs nicht eingezeichnet). Die Einrichtung konstruierten und fertigten V. Danìk mit J. Holub. Das Prinzip ist aus der Seiteneinsicht, dem gesamten Zifferblatt und dem Detail des Auslösemechanismus sichtbar. Das Oberrädchen (ist auch nach der Rekonstruktion 1948 geblieben) drehte lange Übersetzungsstange. In dem Auslösemechanismus waren drei Räder mit Kegelradverzahnung. Mit einem Hebel wurden die Räder so verschoben, damit immer nur zwei im Eingriff  gewesen sind. Durch das Verschieben des gegenüberliegenden Rads wurde die Drehrichtung umgestellt. Im Zug wurde er mittels Gewicht mit manuellem Aufwickeln auf eine Trommel über Klinkenrad mit Raste gehalten. Rosický schreibt, dass der Mechanismus vom Kalenderwerk gesteuert ist, aber in seiner Zeit wurde nur noch die manuelle Einstellung benutzt. Der Hauptgrund für den Übergang auf die manuelle Einstellung war die zu geringere Genauigkeit des ganzen Systems. Der Mechanismus wurde gesteuert und gestartet vom Kalenderrad, auf dessen Umfang noch bis heute Stifte mit unregelmäßigen Abständen gesteckt sind. Die Einstellung war so, dass sich der Mechanismus erst dann in Gang setzen wird, wenn der Unterschied zwischen dem tatsächlichen Moment des Sonnenuntergangs und der Einstellung auf dem Zifferblatt 8 Minuten erreicht. Solche Differenz wird bei den Äquinoktiums bereits nach sechs Tagen erreicht. Später wurde der Unterschied von 4 Minuten zur Wirklichkeit als die noch annehmbare Toleranz festgelegt. Bei den Sonnenwenden, wenn der Vierundzwanziger seinen Gang umdreht, konnte der Mechanismus bei einer Toleranz von 4 Minuten auf beide Seiten etwa dreißig Tage stehen. Sie hätten aber die Anzahl der Stifte für die Auslösung erhöhen müssen. Sie gingen deshalb auf die manuelle Einstellung über, mit einer Kurbel direkt an dem Mechanismus. Die manuellen Einstellungen stellten kein Problem dar, weil der Orloj auch nach dieser Reparatur die ständige Pflege, Kontrolle und das manuelle Aufwickeln der Seile an die Trommeln verlangte. Nur so zur Erinnerung: im Jahr 1865 wurde noch kein Strom installiert. Die Stifte befinden sich auf dem Kalenderrad bis heute. Und einer regelmäßigen, wöchentlichen Kontrolle wird der Orloj auch heutzutage unterzogen.

mechanizmus ètyøiadvacetníku podle pana Rosického

Älteste bekannte Lösung

In der Richtung zurück in die Historie wird die Bewegung des Zifferblatts des Vierundzwanzigers mit Hilfe einer Kurbel erwähnt. Zu diesem Mechanismus gibt es nicht so viele Informationen, wird aber von B. Balbín im Jahr 1681 beschrieben. Der Kurbelmechanismus ist ein System mit nicht konstanter Übersetzung, die Kurbel mit Zugstange vom Kalenderwerk bewegte das Zifferblatt mit ungleichmäßiger Geschwindigkeit. In der Nähe der Totpunkte bewegte sich die Zugstange am langsamsten, dort befand sie sich im Moment der Sommer- und Wintersonnenwende. Taborsky vollendete so im Jahr 1566 die automatische Verbindung zwischen den einzelnen Teilen des Orlojs und auf der ähnlichen Weise wurde das Umdrehen der Kalenderplatte gesteuert. Der Orloj bekam auch kleine Überdachung, die die Fensterläden vor den Wettereinflüssen schützte.

Zum Schluss noch kurz zur sog. deutschen Zeit. Sie wurde am Ende des Mittelalters eingeführt und wird heutzutage weltweit benutzt. Im Jahr 1547 wurde sie in Tschechien bereits vom Gründer des Habsburgerreichs im Mitteleuropa, Ferdinand I. von Habsburg eingeführt. Definitiv wurde sie im Jahr 1621 vom Ferdinand II. von Steiermark angeordnet. Es ist beachtenswert, dass beide Erlasse nach den Ständeaufständen das Licht der Welt erblickten. Der erste war kurz, aber der zweite, der mit dem Prager Fenstersturz begann, endete mit dem Weißen Berg. Aber auf dem Prager Orloj fungierte die deutsche Zeit gemeinsam mit der tschechischen bereits seit der Zeit von J. Taborsky und so ist es auch heute.

Text, Foto und Reproduktion: Stan. Marušák


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